Sollzinsen


Sollzinsen sind umgangssprachlich die Bezeichnung für Zinsen, die ganz allgemein für die Inanspruchnahme eines Kredits zu zahlen sind. Ihnen stehen die Habenzinsen gegenüber, die für Guthaben auf einem Konto gewährt werden. Vornehmlich gebraucht werden diese Begriffe in Verbindung mit einem Girokonto. Wird das Girokonto überzogen, berechnet die Bank Sollzinsen.

Sie werden in diesem Fall auch als Überziehungszinsen konkretisiert. Man unterscheidet allgemein einen gebundenen oder festen Zinssatz und den variablen Zinssatz. Der Sollzins auf einem Girokonto ist immer variabel, das heißt, die Bank kann den Sollzinssatz einseitig nach billigem Ermessen immer an die aktuellen Gegebenheiten des Marktes anpassen. Diese sind von der Leitzinspolitik der Europäischen Zentralbank abhängig. Steigt der Leitzins, müssen die Banken selber mehr Geld bezahlen, wenn sie sich mit Liquidität versorgen und geben diese Teuerung an die Kreditnehmer weiter.

Banken refinanzieren sich. Sinkt hingegen der Leitzins, können sich die Banken mit billigerem Geld versorgen und reduzieren die Sollzinsen. Auffällig ist allerdings, dass die Banken sinkende Zinsen meist erst mit großer Verzögerung an die Verbraucher und Kreditnehmer weiterreichen. Ein fester Zinssatz hingegen wird für eine bestimmte, zwischen Bank und Kreditnehmer vereinbarte Laufzeit festgelegt und kann in dieser Zeit nicht verändert werden.

Die Berechnung der Sollzinsen beginnt mit dem Tag der Wertstellung, an dem das Girokonto überzogen oder ein Kredit in Anspruch genommen wird und endet an dem Tag, an dem die Überziehung oder der Kredit zurückgeführt wird. Die eigentliche Abrechnung erfolgt dann aber erst zum Zeitpunkt der Rechnungslegung. Dies ist bei Girokonten meist zum Ende eines Quartals.

Ansonsten richtet sich der Sollzins neben den Marktgegebenheiten nach der Zeitdauer der Zinsfestschreibung, der Höhe des Kreditbetrages und der Laufzeit des Kredits. Ferner kommt es darauf an, welcher Art der Kredit ist und wie er gesichert wird. Verbraucherdarlehen weisen höhere Sollzinsen als Hypothekendarlehen auf. Letztlich spielen aber auch die Bonität des Kreditnehmers und seine Verhandlungsposition eine große Rolle. Je besser die Bonität, umso geringer schätzt die Bank ihr Ausfallrisiko ein und kann bessere Konditionen gewähren. Ein Kreditnehmer, der zudem in der Lage ist, seine Situation und Persönlichkeit optimal ins Spiel zu bringen, erreicht immer eine bessere Position als jemand, der als Bittsteller auftreten muss.